Immense Leistung aller Beteiligten
bei Konzert in Hüsten

WAZ Hüsten, 18.03.2014


Als Johann Sebastian Bach in seinen letzten Lebensjahren seine große h-Moll-Messe vervollständigte und die bis dahin noch fehlenden Teile als Bearbeitungen aus verschiedenen Kantaten hinzufügte, ahnte er sicher, welch großartiges Werk er damit der Welt als musikalisches Vermächtnis hinterließ. Doch Bach geriet nach seinem Tod zunächst in Vergessenheit. Erst viele Jahrzehnte später entdeckte man den Komponisten als herausragenden Meister des Barock neu und somit den Wert und die Großartigkeit seiner Musik, die wegweisend und inspirierend für viele Generationen von Komponisten bis in unsere heutige Zeit sein sollte.
Als eine große Aufgabe und Herausforderung hatte sich der Dekanatskantor Hartwig Diehl die Aufführung der h-Moll-Messe von J. S. Bach in der Hüstener St. Petri-Kirche vorgenommen. Dieses Werk gilt heute als Meilenstein unserer abendländischen Kultur.

Zahlreiche Zuhörer

Zahlreiche Zuhörer waren zur Aufführung in die St. Petri-Kirche gekommen, um diese ‚heilige' Musik erleben zu können. Vor dem Altarraum hatten sich die beiden Chöre aufgestellt, die bereits in der Vergangenheit eine fruchtbare Zusammenarbeit gepflegt haben: "Der Neue Chor Neheim" (Hartwig Diehl) und das Vokalensemble "Kontrapunkt Bonn" (Dr. Marc Mönig). Die vier namhaften Gesangssolisten Nadja Choi (Sopran), Franziska Orendi (Alt), Nikolaus Borchert (Tenor) und Phillip Langshaw (Bass) sind bereits durch verschiedene Aufführungen im Sauerland bekannt und geschätzt. Auch dieses Mal konnten sie mit ihren klangschönen Stimmen überzeugen und begeistern.
Den umfangreichen Orchesterpart übernahm das "Sinfonieorchester Ruhr", das sich 2009 aus freischaffenden Musikern der Region gebildet hatte. Spielfreude, technische Professionalität und hohe musikalische Ausdruckskraft zeichnen dieses Orchester aus.
Die Gesamtleitung des Konzertes hatte Hartwig Diehl, der mit sicherer Hand den großen Klangkörper führte. Er hatte ein sicheres Gespür für die richtigen Tempi, um die Feierlichkeit und Strenge der Musik zu unterstreichen. Markante Akkorde als Einleitung des ‚Kyrie' standen im Kontrast zu der folgenden Musikentwicklung mit meist polyphoner Struktur: Einen riesigen Bogen wie die Kuppel eines gewaltigen Domes hatte Bach in seiner Musik entstehen lassen, den man nur noch staunend und mit allen Sinnen erfassen kann. Dennoch hat der Komponist seine h-Moll-Messe äußerst vielschichtig strukturiert. Große vier-, sechs- und achtstimmig Chorsätze wechseln mit Arien, die wiederum stets unterschiedlich besetzt sind. Bach hat in diesem seinem letzten Vokalwerk die unterschiedlichen Stile und Ausdrucksmittel, die er in seinem langen Kompositionsleben entwickelt hatte, noch einmal aufleben lassen.

Eine Mammutaufgabe

Eine Mammutaufgabe hatte der Chor zu bewältigen, die die Sängerinnen und Sänger trotz äußerster physischer Anstrengung mit Bravour und strahlend klarem Klang bewältigten.
Im ‚Gloria' beeindruckten die drei Bachtrompeten, die in virtuoser Spielweise ein wahres musikalisches Feuerwerk entfachten. Dieses Bläser-Feuerwerk wiederholte sich noch mehrfach. Dann wieder folgten meditative Arien in kleiner Besetzung, mal mit Gesangssolisten mit ihren herrlichen Stimmen, dann wieder Instrumentalsolisten des Orchesters, Flöte, Oboe, Geige oder Cello, jeder ein Meister seines Fachs.

Fast ausverkauft

Die Zuhörer der fast ausverkauften St. Petri-Kirche lauschten wie gebannt der großartigen Musik. Die Anspannung löste sich erst nach dem letzten Teil der Messe, dem ‚Agnus Dei', in dem Bach noch einmal all seine Leidenschaft und musikalische Ausdruckskraft zeigt.
Begeisterter Beifall folgte dem letzten Akkord als Dank für das hervorragende musikalische Erlebnis und die immense Leistung aller Mitwirkenden.

Josef Weiser

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